Vor 36 Jahren: Mauerfall im Harz

Vor 36 Jahren habe ich den Mauerfall in Duderstadt, Teistungen, Walkenried, Ellrich und am 3 Dezember 1989 auf dem Brocken miterlebt und dokumentiert. Das und eigentlich schon die Monate davor war für mich eine bewegende und unvergessliche Zeit! Offiziell galt für Westdeutsche noch dem Mauerfall noch die Visumpflicht. Bei meiner Einreise am 3. Dezember 1989 in die DDR über den provisorischen Grenzübergang Eckertal / Stapelburg nutzte ich dafür noch den Mehrfachberechtigungsschein, den „Bürger der BRD“ beim Rat des entsprechenden Kreises in der DDR beantragen konnten.

Visumspflicht aufgehoben, freie Fahrt auch für Westdeutsche

Als am 1. Weihnachtstag 1989 die Visumspflicht von der DDR aufgehoben wurde, sind wir als Familie mit unseren Kindern zum ersten Mal über Osterwieck  in die DDR eingereist und haben einen unvergesslichen Weihnachts-Nachmittag in Wernigerode verbracht.

Eine unbekannte Familie lud uns damals zum Kaffee zu sich nach Hause ein. Wir hatten gegenseitig viel zu erzählen und der Nachmittag wurde immer länger. Schon am Abend bot der Gastvater an, uns mit seinem Auto zu unserem Parkplatz zu fahren. Die Freude bei meinem jüngsten Sohn (3 Jahre) war überschwänglich  – „ein Trabbi ein Trabbi“.

Der Spionageberg wenige Monate vor dem Mauerfall. Der Brocken war durch eine 1,54 Kilometer lange und 3,6 Meter hohe Mauer geschützt.

 

Von Ilsenburg zog ich gemeinsam mit vielen anderen durch das Ilsetal. Kurz vor Erreichen der Brockenstraße lag Knöchel-hoher Schnee. Von dort aus ging es im Gänsemarsch aufwärts.

Brockenöffnung
Freier Brocken, freie Bürger. © Hansjörg Hörseljau.

Freudenfest am 3. Dezember 1989 auf dem Brocken © Hansjörg Hörseljau.

Die Wochen, Monate und Jahre nach diesen für mich einschneidenden Ereignissen sind bis heute unvergesslich. Immer wieder hatte ich beruflich mit Themen rund um den Mauerfall zu tun. Besonders für die Nachrichtenmagazine „Der Spiegel“ und später auch „Focus“ war ich immer wieder auf beiden Seiten des ehemaligen eisernen Vorhanges unterwegs und habe die Veränderungen auf beiden Seiten der ehemaligen Grenze fotografiert und dokumentiert.

Abbau der Spionagetürme im Westharz

Im Westharz wurden die schnell funktionslosen Spionagetürme mit teilweise großem zeitlichen Versatz gesprengt. Zu erst fiel der 81 Meter hohe Abhörturm des amerikanischen Auslandsgeheimdienstes NSA auf dem Wurmberg.. 

Der letzte Abhörtum der Deutschen und die Spionageanlagen der Franzosen auf dem Stöberhai wurde am 13. September 2005 gesprengt.

Nahezu alle entscheidenden Entwicklungen und Veränderungen im Harz habe in meinem Bildband „Der Brocken – ein freier Berg“ festgehalten. Vieles, was einmal war, ist nur dort zu finden.

Signierstunde auf Torfhaus

Zu einem Gedankenaustausch und Signierstunde meines zweiten Brockenbuches bin ich am 4. Advent, 21. Dezember von 13 Uhr bis 15 Uhr im im Foyer des Harztum auf Torfhaus.
Ich freue mich auf Sie !

 

Die Brockenmauer
Bildband „Der Brocken – ein freier Berg“ von Hansjörg Hörseljau.

Das Brockenbuch von Hansjörg Hörseljau

Aus: Der Brocken – ein freier Berg.

Herzlichen Dank für die zahlreichen Bestellungen meines zweiten Brockenbuches „Der Brocken – ein freier Berg“.  Den Bildband können sie auch weiterhin direkt rechtsseitig erwerben.

Mit dem Fotografieren habe ich in den frühen 1970er Jahren begonnen. Meine Eltern waren damals mit meinen Geschwistern aus Norddeutschland in den Harz gezogen. Ich war seit meiner Kindheit neugierig. Zu Fuß, mit dem Rad und oftmals auch mit meiner Mutter habe ich mich damals auf den Weg gemacht und den Harz durchstreift. Ziel war dabei häufiger auch die innerdeutsche Grenze, die die Menschen diesseits und jenseits des vielfach gesicherten Genzstreifens daran hinderte, den jeweils anderen Teil des Harzes zu betreten.

Blick auf die Brockenkuppe - 1974
Blick auf die Brockenkuppe – 1974.

 

Meine Neugier war schon damals Grenzenlos: Mit meiner Kamera und den dazugehörigen Teleobjektiven konnte ich die Grenze im Rahmen meiner Möglichkeiten überwinden. Die Brockenkuppe erschien von Torfhaus, dem Achtermann oder dem Wurmberg wesentlich näher, als der Blick aus Wernigerode oder anderen Gebieten, die von Menschen in der DDR betreten werden durften.

Hansjörg Hörseljau, Fotojournalist.
Hansjörg Hörseljau, Fotojournalist.

 

Nach dem Abitur war ich dann einige Jahre zum Design-Studium in Essen. Wenige Jahre vor dem Mauerfall hatte ich mich dann als Fotojournalist im Harz selbständig gemacht. In dieser Funktion war ich damals regelmäßig für das Nachrichtenmagazin „Der Spiegel“ unterwegs. Durch einen besonderen Zufall erfuhr ich von der geplanten Demonstration am 3. Dezember 1989 zum Brocken.

Die Reportage-Fotos von diesem Tag gehören bis heute zu meinen wichtigsten Bildern. Sie sind zu einem wichtigen Zeitdokument geworden und werden immer wieder in Dokumentationen genutzt. Gleichzeitig sind diese Fotos auch das Fundament meines bisher längsten Fotoprojektes: Seit etwa 50 Jahren fotografiere ich im Harz die damalige Grenze, den Mauerfall und folgenden politischen Veränderungen entlang der (ehemaligen) Grenze und des Brockens.

Fast genauso lange beobachte und dokumentiere ich die Veränderungen der Landschaft im Harz. Das wurde in den 80er Jahren das (erste) Waldsterben.

Schon in den 1970er Jahren hatte der Club of Rome davor gewarnt. Nachdem aber die Industrie Filter in ihre Industrieanlagen eingebaut hatte und die Kraftfahrzeuge Katalysatoren erhalten haben, schien die Gefahr zunächst gebannt.

Dramatik und Folgen des weltweiten Temperaturanstiegs werten seit Ende der 2010er Jahre immer schwerwiegender. Katastrophale Wetterlagen wie Trockenheit, Überschwemmungen, Gletscherschmelze, Meeresspiegelanstieg und Auflösung der Polkappen werden immer bedrohlicher.

Die Folgen sind in Deutschland grade im Harz unübersehbar. Für mich hat sich nach dem politischen Wandel der Klimawandel zu meinem wichtigsten Thema entwickelt. Die Klimakrise ist neben allen laufenden Krisen eine Krise, die ungleich schwerer wiegt, weil es um das Überleben (von Menschen, Pflanzen und Tieren) auf unserem Planeten geht.

Klimakrise im Harz.
Klimakrise im Harz.

 

 

0

Dein Warenkorb