Meine Empfehlung in der ARD Mediathek ist ein Film des MDR, in dem ich als Fotograf und Zeitzeuge zu sehen und zu hören bin:
Hunderttausende erreichen jedes Jahr mit den historischen Dampfzügen der Brockenbahn den Gipfel des höchsten norddeutschen Berges. Strecke und Züge galten bei ihrer Einweihung 1899 als technisches Wunderwerk.
Es ist ein informativer und interessanter Film über die Geschichte der Brockenbahn, die Geschichte des Brockens, den Anja Walczak und Sven Stephan für den MDR produziert haben.
In dem Film werde ich als Fotograf und Zeitzeuge interviewt: – „Es war immer mein Traum, mal dort oben zu stehen“, sagt der Fotograf Hansjörg Hörseljau aus Niedersachsen. In seiner Jugend schon hatte er vom Westen aus den Brocken fotografiert und war dabei, als sich die Menschen aus der Region im Dezember 1989 wieder Zugang zum Brockengipfel erkämpften. –
Ein Traumwinter im Dezember 2022 neigt sich im Harz dem Ende. Kälte, Schnee und Sonnenschein hatten die Landschaft verzaubert. Große Schneeblumen und Eiskristalle funkelten hell im Sonnenlicht. Ein Maulwurfshügel, an dessen Flanken sich extra große Eisblumen gebildet hatten, wurde zu einem kurzzeitigen Kunstwerk.
An vielen Orten an den Rändern von den Harzbergen waren es seltenere Fernsichten, die die Menschen faszinierten: Durch Dunst und Nebel im sonst flacheren Land wurde die Landschaft räumlich sichtbar. Schon kleinere Erhebungen guckten hervor. Durch die Umkehr der üblichen Temperatur, bei der die höheren Luftschichten wärmer sind als die unteren Luftschichten war es im Harz vielerorts sonnig und wärmer, als im Umland. Trotz des – für Harzer Verhältnisse – wenigen Schnees waren das seltene Blicke und Erlebnisse.
Winterlandschaft, Fernblick über St. Andreasberg, dem Ravensberg im Südharz (links), das Eichsfeld bis zum Thüringer Wald mit dem Großen Inselsberg.
Das Brockenbuch, „Der Brocken – ein freier Berg“ ist ein Zeitzeugnis über fast 50 Jahre, die den Umbruch und den Landschaftswandel auf dem Brocken und seinem Umfeld festgehalten haben. Es ist eine Erinnerung und ein tolles Geschenk zu Weihnachten, aber auch zu vielen weiteren Anlässen.
28 Jahre lang ist der Brocken (1141 Meter hoch) streng bewacht und abgeschirmt von der Öffentlichkeit gewesen. Der höchste Berg Norddeutschlands wurde immer mehr zu einer Festung ausgebaut. Der Spionageberg war mit einer 2,6 Kilometer langen und 3,5 Meter hohen Betonmauer umschlossen. Dahinter befanden sich u. a. Anlagen des Ministerium für Sicherheit (MFS), und Überwachungseinheiten der sowjetischen Luftstreitkräfte.
Am 3. Dezember 1989 erreichte der mutige Protest von zahlreichen Menschen aus dem Harz die Freigabe der Brockenkuppe. Es war die letzte Bastion, den die Sicherheitskräfte der DDR der Öffentlichkeit vorenthalten hatten. Ich bin damals dabei gewesen und habe die Maueröffnung erlebt. Das Brockenbuch zeigt viele Fotos dieser geschichtsträchtigen Zeit.
Bis 1991 hatte die Sowjetunion die DDR besetzt. Mit dem Zerfall in 15 Unionsrepubliken hießen die Truppen in der DDR WGT-Truppen (Westgruppe der Truppen). Nach der Wiedervereinigung verließen die „Westgruppe der Truppen“ (WGT) am 30. März 1994 den Brocken. Die sowjetisch-russische Militärpräsenz in Deutschland endete am 31. August 1994 friedlich.
20 Jahre später (2014) hat Russland die ukrainische Halbinsel Krim überfallen und besetzt. Heute kämpfen die Menschen in der Ukraine für Freiheit und Unabhängigkeit.
Im Iran, in China und vielen anderen Regionen der Erde demonstrieren Menschen gegen Bevormundung und für Freiheit.
Am 9. November 1989 fiel unter dem Druck der Demonstranten in der DDR und der andauernden Fluchtbewegung die Mauer in Deutschland. Die Sicherheitskräfte der DDR ließen die Menschen plötzlich in den Westen reisen. Für viele war das ein langehester Traum. Überall in Deutschland wurden Freudenfeste gefeiert.
Ich erlebte den Mauerfall am 10. November in Duderstadt. Mit dem ersten Bus, der DDR-Bürger zurück in die DDR brachte, fuhr ich unbemerkt in die DDR. Das war wiederrechtlich. So erlebte ich die Kilometer-langen Staus der Trabbi´s und Wartburg´s, die in den Westen reisen wollten. Ich erlebte berührende Szenen, das Warten, auch Auseinandersetzungen, wer zuerst fahren durfte.
In den folgenden Tagen erlebte ich den Mauerfall zwischen Walkenried und Ellrich. Pioniere der Grenztruppen ebneten die Wiese und öffneten den Grenzzaun. Als erstes machten sich Fußgänger auf den Weg über die Wiese, dann Fahrradfahrer und Mopeds. Schließlich hoppelten die Trabbis durch den bis vor kurzem Schrecken erregenden Metallgitterzaun.
Auch für mich sind es Tage, die ich bis heute nicht vergessen habe.
Fotos dieser Zeit finden sie in meinem zweiten Brockenbuch „Der Brocken – ein freier Berg“, dass sie hier versandkostenfrei bestellen können.
Mauerfall im Südharz zwischen Walkenried und Ellrich.
Cuxhaven hat sich zu einem wichtigen Umschlagshafen für Offshore-Windparks und Windparks an Land entwickelt. Viele Komponenten werden aus der Türkei oder China angeliefert und anschließend in Cuxhaven weiter verarbeitet. Von hier aus werden Windparks in ganz Deutschland beliefert. Regelmäßig starten in Cuxhaven Schwerlast-Transporte.
Die 92 Meter langen Flügel werden in das 400 Kilometer entfernte Stärklos bei Niederaula in Hessen transportiert. „Der erste Transport erfolgte direkt. Da die Riesenlängen und wegen des Gewichtes nicht überall fahren können und dürfen, ist der Transportweg nun 1300 Kilometer. Vorletzte Woche durften sie noch direkt fahren“, so einer der Transportmitarbeiter.
Schwerlast-Transport mit 93 Meter langem Windflügel quer durch Deutschland.
Es ist eine eine ungewöhnliche Ausstellung an einem besonderen Ort zu einem außergewöhnlichen Thema: Wie würden Künstler heute den Kaisersaal gestallten? Neun Künstler des BBK Harz haben sich dieser Frage gestellt. Herausgekommen ist ein kritischer Blick auf die Gegenwartskrisen wie Klimawandel oder den Angriffskrieg auf die Ukraine.
Mein Beitrag sind zwei Fotos, eines aus der Zeit des „sauren Regens“, dass den „schönen Winterwald“ im Jahr 1985 zeigt, als der Fichtenwald in den Hochlagen der europäischen Mittelgebirge großflächig abgestorben war. Das zweite Foto zeigt die aktuellen Klimakrise, in dessen Verlauf LKW´s rund um die Uhr Baumstämme aus dem Harz heraus transportieren. Mehrere hunderttausend Holz-LKW´s haben den Harz inzwischen verlassen.
„Winterlandschaft im Harz 1985“
In den 80er Jahren machte der Harz durch Sturmkatastrophen und dem „sauren Regen“ bundesweit Schlagzeilen: Durch die Verbrennung fossiler Brennstoffe gelangten große Mengen Schwefel in die Atmosphäre. Das führte zu einer Schwächung und schließlich zu einem flächigen Absterben der Fichtenwälder in den Mittelgebirgen Europas. Damals glaubte ich, dass dort oben nie wieder ein Baum wachsen würde.
Nachdem die Kraftwerke und Industrieanlagen mit Rauchgasentschwefelungsanlagen nachgerüstet wurden und der Fahrzeugverkehr Katalysatoren erhalten hatte, erholte sich der Fichtenwald.
„Klimakrise – Betroffenheit, 2022.“
Zuerst sind im Nationalpark Harz die Fichten großflächig abgestorben. Ihre Skelette ragen als Mahnmale in den Himmel. Seit 4 Jahren verändert sich die gesamte Harzlandschaft: Pausenlos transportieren LKWs die verwertbaren Baumstämme aus dem Harz. Im Harz erleben wir die Folgen eines menschengemachten Temperaturanstiegs von 2 Grad zu dem ersten wissenschaftlichen Referenzzeitraum (1881 bis 1910). Es ist wie bei einem Multiorganversagen: Die Fichten sterben im Harz, andere Baumarten sind bedroht. Die gesamte Artenvielfalt geht zurück. Vegetation und Tiere sind kaum in der Lage, sich den steigenden Temperaturen und ausbleibenden Niederschlägen anzupassen.
Die Klimakrise, die den Harz überrollt, ist ein globales Menschheitsproblem und steht derzeit im Mittelpunkt meiner Arbeit.Allen, die schon länger nicht mehr in der Kaiserpfalz in Goslar waren, möchte ich einen Besuch empfehlen.
Antworten auf den Zellerfelder Altar von Werner Tübke
Ausstellung bis zum 31. August 2022, St. Salvatoriskirche in Clausthal-Zellerfeld.
In der St. Salvatoriskirche in Clausthal-Zellerfeld befindet sich der Flügelaltar, der von Prof. Werner Tübke (geboren am 30.07.1929 in Schönebeck, gestorben am 27. Mai 2004) gemalt worden ist. Den Altar hat er 1996 vollendet. Das Werk gilt als das Spätwerk von Prof. Werner Tübke. Der Maler und Grafiker zählt zu den bedeutendsten deutschen Malern des 20en Jahrhunderts.
Vor 25 Jahren wurde der Zellerfelder Altar von Werner Tübke eingeweiht. Zu diesem Anlass hat sich der Bundesverband Bildender Künstler und Künstlerinnen (Bezirksgruppe Harz) mit dem Werk auseinandergesetzt und eigene Werke geschaffen.
In der Ausstellung sind vier großformatige Fotos von mir auf Leinwand zu sehen. Sie bilden vorwiegend eine Reflexion auf die Rückseite des Zellerfelder Klappaltars von Werner Tübke.
Nachdem die Öffnung des Brockens am 3. Dezember erstritten worden ist, hob die DDR zum 1. Weihnachtsfeiertag ganz offiziell die Visumpflicht auf. Von da war die Grenze in beide Richtungen offen.
Mit meinen Fotos habe ich zahlreiche Ereignisse – Zeitgeschichte im Harz – rund um den Brocken festgehalten. Das Buch ist eine schöne Geschenkidee zu Weihnachten. Den Bildband verschicke ich versandkostenfrei in Deutschland. Dazu gibt einige schöne Postkarten (solang der Vorrat reicht).
Vor 31 Jahren erlebte ich den Sternmarsch auf den Brocken. Aus Ilsenburg, Wernigerode und Schierke wanderten Menschen aus vielen verschiedenen Orten auf den Brocken, um die Brockenöffnung zu erkämpfen. Ich bin damals mit einer Wandergruppe aus Ilsenburg auf den Brocken gelaufen und habe den historischen Tag fotografiert und dokumentiert.
Das ist der Beginn meines umfangreichsten Fotoprojektes gewesen. Der Bildband „Der Brocken – ein freier Berg“ zeigt viele der historischen Aufnahmen vom 3. Dezember 1989 und die weitere Entwicklung rund um Norddeutschlands höchsten Berg.
Bei Bestellung über diese Website liefere ich innerhalb Deutschlands versandkostenfrei. Je Bildband erhalten sie zusätzlich 2 historische Postkarten (solange der Vorrat reicht).
Brockenstürmer. Schüler aus Halberstadt entern die Brockenmauer.Spionageturm auf dem Stöberhai in Niedersachsen .TitelSperranlagen auf dem BrockenBrockenmauerBildband „Der Brocken – ein freier Berg“ von Hansjörg Hörseljau.
1994 ist mein erster Bildband „Der Brocken – der belagerte Berg“ erschienen. Der schwarz-weiß Bildband ist vergriffen und manchmal antiquarisch zu erhalten.
Der Brocken – der belagerte BergFreier Brocken, freie Bürger3. Dezember 1989Über Nacht wird der Stacheldraht ein Symbol der Freiheit.Abbau der BrockenmauerSperranlagen auf dem BrockenMauerstürmer„Der Brocken – der belagerte Berg“ von Hansjörg Hörseljau
Clausthal-Zellerfeld, Harz. Am 8. Mai 2020 gedenken wir an das Kriegsende vor 75 Jahren. Am 11. November 1989 gipfeln die friedlichen Demonstrationen in der DDR und Jahre zuvor in Polen im Mauerfall. – In diesem Jahr, 30 Jahre später feiern wir 30 Jahre Wiedervereinigung in Deutschland. Mit der Wiedervereinigung endet die Nachkriegsordnung in Europa. Das gemeinsame Europa ist auch eine Lehre aus der Kleingeistigkeit des 2. Weltkrieges. Seit 75 Jahren erleben wir in Europa Frieden, seit 30 Jahren in ganz Europa Freiheit.
Erniedrigungen und Entbehrungen
Vieles aus diesen dunklen Zeiten wurde aufgearbeitet, menschlich wie wissenschaftlich. Vielfach vergessen wurden die zwangsverpflichteten Frauen und Männer, die „Fremdarbeiter“ und die Kriegsgefangenen, die in vielen Betrieben in der Harzregion arbeiten mussten. Ihnen wurde die Freiheit genommen. Sie wurden verschleppt, getäuscht und mit falschen Versprechungen „gelockt“. In der Fremde wurden sie gezwungen, fehlende deutsche Arbeitskräfte zu ersetzen. Sie lebten in Unfreiheit, erlitten viele Erniedrigungen und Entbehrungen bis zum Tod.
Zwangsarbeiter und Zwangsverpflichtete im Oberharz
In Clausthal-Zellerfeld waren die meisten Zwangsverpflichteten und Zwangsarbeiter im Westharz eingesetzt. Sie mussten im damals größten Industriebetrieb der Region “Werk Tanne“ aber auch in vielen weiteren Rüstungsbetrieben, Baugewerken, Bergwerken oder Betrieben wie der Bleihütte schuften. Zwangsarbeiter und Zwangsverpflichtete waren auch beim Bau der Ecker- und Okertalsperre eingebunden.
Rüstungsindustrie als Hoffnungsträger
Mit der Schließung der meisten Gruben im Oberharz und der Nordharzer Hütten in den 1930er Jahren erzielten die Nationalsozialisten große Wahlerfolge. Die Arbeitslosigkeit war hoch und neue Rüstungsbetriebe galten für viele Menschen als Hoffnungsträger für die notleidende Region.
Bauboom im Oberharz
In den Bauphasen 1934 bis 1936 sowie 1938 des Werk Tanne waren in Clausthal-Zellerfeld viele Baubetriebe aus dem Oberharz und dem Umland eingebunden. Ein extra eingerichteter Pendelverkehr brachte die Handwerker und Bauarbeiter aus den Vorharzdörfern mit Werkbussen nach Clausthal, um das im Wald aus 214 Einzelgebäuden geplante Werk zu errichten.
An der Tannenhöhe und am Galgensberg entstanden 22 Doppel- und sieben Einzelhäuser für die leitenden Angestellten und Meister des Rüstungsbetriebes.Beiderseits der Breslauer Straße wurden mehrere Lager für etwa 1800 Arbeiterinnen und Arbeiter errichtet. Im Lager an der Bauhofstraße waren nach Zeugenaussagen bis zu 400 russische und belgische Frauen untergebracht. Im Zellerfelder Gemeindehaus wohnten weitere 50 russische Frauen. Im Bürgergarten Zellerfeld, dem heutigen Wolfs Hotel waren Menschen verschiedener Nationalitäten, im Schützenhaus Clausthal waren jugoslawische Zwangsarbeiterinnen untergebracht. Für die Bauleitung und weitere 300 Arbeiter befand sich ein Lager an den Pfauenteichen. Ein Teil der Lager waren Bereitschaftslager, ein anderer Teil bewachte Zwangsarbeiterlager. Ob die Aufzählung vollständig ist, kann heute nicht mehr Präzise recherchiert werden. Deutlich wird jedoch, dass Zwangsverpflichtete im gesamten Stadtgebiet von Clausthal-Zellerfeld in dieser Zeit zum Stadtbild gehörten. Umso unverständlicher ist, dass es bei meinen Recherchen in den 80er Jahren kaum möglich war, Zeitzeugen zu finden, die aus dieser Zeit erzählen wollten.
Im Werk Tanne waren 1944 etwa 1250 Männer und fast 930 Frauen beschäftigt. Davon weist die Statistik 590 weibliche Ostarbeiter und 256 männliche Ostarbeiter aus. In den Abfüllanlagen für Granaten und Minen arbeiteten vorwiegend Frauen. Dort herrschten auch die mit Abstand schlechtesten Arbeitsbedingungen im Werk. Aus Angst vor Funkenflug mit Maschinen wurden die Granaten und Minen meist mit nackten Händen befüllt. Arbeitssicherheit wie Handschuhe oder Mundschutz gab es nicht. Das TNT drang durch Haut und Lunge in den Körper ein. Das erste Vergiftungszeichen war die Pulverkrätze, es folgte eine Gelb- bis Rotfärbung der Haare und eine orangene Hautverfärbung. Das führte nicht selten zu Anämie, Leukämie, Leberschäden mit starker Gelbsucht sowie irreparable Lungenschäden. Weil auch die Werksleitung von den gesundheitlichen Gefahren wusste, wurden die Zwangsarbeiterinnen regelmäßig ausgetauscht. Ein Zeitzeuge, den ich 1983 befragt habe, erinnert sich: „Der Friedhof dort an den Pfauenteichen, gegenüber stand die Pumpe, zu der ich oft musste. Dort haben sie mir dann erzählt, dass sie gegenüber wieder einen ins Loch reingeschmissen haben. Wir haben ordentlich das Wasser platschen gehört. … Da waren auch Mädchen, die ein Kind geboren hatten oder kriegten. Man hat sie, Mutter und Kind in das gleiche Loch geworfen“.
Zeitzeuge Robert Hintreich und seine Frau Else Hinreich.
Russische Arbeitskräfte durften geschlagen werden
Der ehemalige Säuremeister Schmidt hat mir 1983 erzählt: „Die Franzosen mussten wir behandeln wie Deutsche, aber die Russen nicht. Die Russen konnten wir schlagen, das war genehm. Ich aber nicht“. An Lungentuberkulose, Kräfteverfall stirbt ab Ende 1942 fast jeden Monat mindestens eine Zwangsarbeiterin russischer Nationalität.
Säuremeister Schmidt im Werk Tanne (6.07.1983)
Hunger und Krankheit
Wie schlecht die russischen Zwangsarbeiter behandelt wurden, ist aus den Worten der Augenzeugin Else Hintreich ersichtlich: „Das ist ab 1943 gewesen. Wie die angekommen sind, dass vergeß ich auch nicht. In Kolonnen ins Werk rein. Auf der Hauptstraße hatten wir nur Vogelbeerbäume. Das war ein Sprung, da waren sie in den Vogelbeerbäumen hochgeklettert und holten sich die roten Beeren. Beeren und Hallimasche haben die vom Strunk gegessen, vor Hunger. Sie sind zum Teil verhungert oder krank geworden, weil sie keine ärztliche Betreuung hatten.
„Ich kann mich auch noch erinnern, dass man diesen Leuten nicht einmal eine faule Kartoffel hinwerfen durfte, ohne bestraft zu werden“, sagte der 77jährige Robert Hintreich 1982. Er war bis Kriegsende in der Energieversorgung des Werkes tätig.
Viele Firmen nutzten Zwangsarbeiter
Zwangsarbeiter wurden in vielen Firmen im Harz, bei der Bleihütte, bei der Forst, in der Munitionsfabrik Metallwerk Silberhütte in St. Andreasberg oder im Bergbau in Bad Grund eingesetzt. In dieser Zeit war es üblich, dass Menschen aus den eroberten Gebieten fern der Heimat Sklavenarbeit leisten mussten.
Ohne nennenswerten Widerstand besetzte das 26. US-Infanterieregiment in den Morgenstunden des 13. April 1945 die Bergstadt Clausthal-Zellerfeld.
Das große Explosionsunglück im Werk Tanne, bei dem mindestens 67 Menschen starben, oder die amerikanischen Bombenangriffe, bei denen viele Menschen ums Leben kamen, sind vielfach beschrieben worden.
Die vergessenen Zwangsarbeiterinnen
Das ganz normale und entbehrungsreiche Leben der Zwangsarbeiterinnen ist in Vergessenheit geraten. Auch 75 Jahre nach Ende des Zweiten Weltkrieges gibt es keinen Ort, der an die menschlichen Schicksale erinnert. Am Russenfriedhof an den Pfauenteichen in unmittelbarer Nähe zum Werk Tanne ist endlich eine Gedenktafel in Vorbereitung.
Irrweg Rüstungsindustrie
Die kurze Zeit der Rüstungsindustrie hat der Harzregion großen Schaden zugefügt, die Umweltschäden sind bis heute allgegenwärtig.
Die Abwasser aus der ehemaligen Sprengstofffabrik belasten noch heute den Bereich um das Werksgelände und in Osterode.
Lesenswerte Literatur zum Thema:
Günther Hein/Claudia Küpper-Eichas Montanregion Harz, Bd. 7, Rüstung als Weg aus der Krise? Arbeit und Wirtschaft im Oberharz in der Zeit des Nationalsozialismus, 2006, ISBN 3-937203-25-7
Jani Pietsch Sprengstoff im Harz – Zur Normalität des Verbrechens: Zwangsarbeit in Clausthal-Zellerfeld Edition Hentrich, Taschenbuch ISBN: 3894682426 (antiqarisch)
Rüstungsindustrie in Südniedersachsen während der NS-Zeit. Schriftenreihe der Arbeitsgemeinschaft Südniedersäschsischer Heimatfreunde e.V. Heimatfreunde, Arbeitsgemeinschaft Südniedersachsens e.V. (Hrsg.) Mannheim, VMA Verlag Peter Wagener, 1993. ISBN: 3910085059 (antiquarisch)
Braedt, Michael, Hörseljau, Hansjörg, Jacobs, Frank, Knolle, Friedhart: Die Sprengstofffabrik „Tanne“ in Clausthal-Zellerfeld. Geschichte und Perspektive einer Harzer Rüstungsaltlast, 1998, ISBN: 9783897201248 (derzeit nur antiquarisch)
Am 3. Dezember 1989 bin ich das erste Mal auf dem Brocken gewesen. Zwischen Ost- und Westdeutschland war die Mauer am 9. November gefallen. Die Grenze hatte ihren Schrecken verloren und war kein Hindernis mehr. Nur der Brocken war auch 3 Wochen nach dem Mauerfall noch Sperrgebiet.
So regte sich Widerstand: Harzer Wanderfreunde riefen zu einem Sternmarsch auf den Brocken und wollten das letzte Symbol der Unfreiheit stürmen. Ich hatte mich in Ilsenburg verabredet, um mich dem Demonstrationszug anzuschließen. Nach dem langen Aufstieg sammelten sich die Menschen vor dem Brockentor und demonstrierten. Als auf der Wetterstation ein Bettlaken mit „Mauer weg“ entrollt wurde, brach Jubel aus.
Großer Jubel brach aus, als auf der Wetterstation ein Bettlaken mit „Mauer weg“ entrollt wird.
Brockenöffnung um 12.47 Uhr
Um 12.47 Uhr erreichte die Menschenmenge die symbolträchtige Öffnung des Brockentors. Die Menschen liefen die letzten Meter bis zum Brockenplateau. Sie sangen, tanzten oder bestaunten einfach nur die Aussicht an diesem wunderbaren Tag. Der Sehnsuchtsberg ist seitdem für alle Menschen frei zugänglich. Für alle, die an diesem Tag dort oben gewesen sind, war es ein unvergeßlicher Tag.
Weil an diesem Tag auch das Zentralkomitee und das Politbüro der SED zurück getreten sind, war die Brockenöffnung damals in den Medien nur eine Randnotiz.
30 Jahre später – fast doppelt so alt wie damals – bin ich auf dem Brocken als Zeitzeuge gefragt gewesen. Bisher habe ich Menschen fotografiert, die interessant sind, etwas zu sagen haben oder spannende Geschichten erzählen. Am 3. Dezember 2019 war das umgekehrt.
Fernsehteam des NDR von Hallo Niedersachsen.
Gespräch mit Hansjörg Hörseljau im MDR
Ein schönes Gespräch über die historischen Ereignisse, meine Motivation und das Brockenbuch hatte ich mit MDR Moderatorin Beatrice Schwartner:
Ab 5 Uhr morgens hat der MDR live vom Brocken berichtet. Moderatorin Antonia Kaloff habe ich von meinem historischen Tag am 3. Dezember 1989 erzählt.
Gegen 10 Uhr war ich mit einem Fernsehteam von Hallo Niedersachsen an dem Ort auf Spurensuche, an dem sich 1989 die Menschenmenge versammelte, um für die Freigabe des Brocken zu demonstrieren.
Der Beitrag steht deutlich unter dem Sparzwang, dem das öffentlich-rechtliche Fernsehen unterworfen ist. Ein Interview eines Fotografen mit Bildmaterial anderer zu bebildern ist kaum zu überbieten. Dabei schwindet leider auch die Qualität und Glaubwürdigkeit.
30 Jahre Brockenöffnung im „heute journal“
Gegen 14 Uhr war ich dann mit dem ZDF verabredet. Im „heute journal“ vom 3. Dezember ist ein schöner Beitrag zu 30 Jahre Mauerfall am Brocken von Annegret Oster zu sehen. Dort wurden auch 10 meiner historischen Bilder gezeigt.
Erinnerung hinterläßt bei vielen Menschen Spuren. Manchmal verschwinden Details oder sie wird durch Dinge ergänzt, die objektiv nicht geschehen sind.
Meine Fotos, die ich am 3. Dezember 1989 oder später gemacht habe, bleiben so, wie ich sie damals fotografiert habe. Sie sind Dokumente der Zeitgeschichte.
Vieles von dem, was ich fotografiert habe, ist inzwischen verschwunden. Einen schönen Querschnitt über alles, was seit den 70er Jahren rund um den Brocken passiert ist, befindet sich in meinem Brockenbuch „Der Brocken – ein freier Berg“.
Der Brocken ist ein Symbol der Freiheit.
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