Warum sollte ich das „Brockenbuch“ kaufen?

Kürzlich war ich bei einem Vortrag, bei dem ich meine Bücher angeboten habe. Einer der Besucher sagte: „Ihr Bildband ist toll. Ich hole ihn regelmäßig aus dem Schrank und schaue dort rein. Es ist ein Zeitdokument und hat wunderbar festgehalten, wie es früher im Harz rund um den Brocken war.“

Eine andere Besucherin sagte: „Ihr Brockenbuch ist wunderbar. Aber in meinem Alter kaufe ich keine Bücher mehr. Meine Kinder sagen mir, dass sie das ganze Zeug, was ich so ansammle, einmal beseitigen müssen.“

Das verstehe ich, weil ich das selbst schon in der Familie erlebt habe. Beim Auflösen eines solchen Haushalts sind mir aber auch schon tolle Schätze begegnet, die ich selbst behalten habe oder weiter verschenkt habe.

Als Chronist sind mir viele Situationen begegnet, die ich in Bildern festgehalten habe: Die ehemalige Grenze, die den Harz, Deutschland und ganz Europa durchzog und West- und Osteuropa voneinander trennte. Es war nicht nur eine Trennungslinie sonder ein reales und tödliches Bollwerk, die viele Menschen und Familien jahrzehntelange Trennung verordnete: Keine gemeinsamen Begegnungen, Feste – Geburtstage, Hochzeiten oder Trauerfeiern.

Die Grenze im Eckertal – © Hansjörg Hörseljau

 

Entlang der Grenze gab es eine einzigartige geheimdienstliche Aufrüstung. Viele Berge im Westdeutschland hatten die Geheimdienste besetzt, um die gegnerischen Geheimdienste in der DDR oder weiter auszuspionieren. Das habe ich ebenfalls festgehalten, sofern es mir möglich war. Es sind Bilder entstanden, die ich damals nicht fotografieren durfte. Heute sind viele Menschen froh, dass es die Bilder gibt.

Spionageanlage im Harz
Westdeutsche und französische Geheimdienst spionierten vom Stöberhai im Südharz in die DDR und Polen. © Hansjörg Hörseljau.

 

Überhaupt – ich fotografiere, damit nicht vergessen wird, was einmal war. Zum Beispiel wie es war, in einem Kontinent der Unfreiheit zu leben. Auf meinem Schulweg konnte ich täglich zum Brocken hinüber blicken, ohne ihn selbst besteigen zu können. Als Westdeutscher hatte ich eben auch einen Zaun, eine Mauer vor der Nase, die unüberwindbar war. Ich war frei und konnte mich zumindest in alle anderen Richtungen bewegen. Für Menschen aus der DDR war das mit weitreichenderen Konsequenzen verbunden.

Die Bilder sind wichtige Dokumente gegen das Vergessen. Mir ist es wichtig, die Zeit des „Kalten Krieges“ nicht zu vergessen. An vorderster Front zum Westen waren die sowjetischen  bzw GUS Truppen stationiert, um den Westen auszuspionieren. 

Die Einheit befindet sich heute in Kaliningrad und die russischen Truppen, die bis 1994 in Ostdeutschland stationiert waren, haben die Ukraine überfallen und führen dort einen grausamen Krieg gegen die Bevölkerung der Ukraine.

Bis 1994 spionierte eine russische Einheit, die direkt dem russischen Auslandsgeheimdienst FSB unterstellt war, bis in die Benelux-Staaten.

 

Eine Grenze, wie sie bis 1989 existierte, trennen bis heute Nord- und Südkorea voneinander..

Das „Brockenbuch“ habe ich im Eigenverlag erstellt. Es ist mit Unterstützung von Familie und Freunden entstanden. Bis heute verschicke ich es persönlich.

Wenn Sie das Brockenbuch für sich persönlich oder als Geschenk bestellen möchten, freue ich mich. Ihre Wünsche können Sie mir gerne zukommen lassen.

 

Maueröffnung im November 1989 im Harz

 Es waren Tage, die ich mein Leben lang nicht vergesse. Am 9. November habe ich wie oft in meinem Fotolabor gearbeitet und Auftragsarbeiten ausgearbeitet. Häufig habe ich für das Hamburger Nachrichtenmagazin „Der Spiegel“ fotografiert. Damals war die Fotografie noch analog: Ich habe die Bilder in meinem Fotolabor entwickelt und vergrößert. Die Bilder wurden dann, je nach Dringlichkeit per Kurier an die Redaktion verschickt. 

Häufig habe ich im Labor Radio gehört – meist aktuelle Sendungen des Deutschlandfunk. Die sich unmittelbar neben der Grenze überschlagenen Meldungen wurden immer brisanter und dringlicher. Dabei schien bei einem Blick über den Grenzzaun im Harz alles wie immer.

Als dann die ersten Meldungen des von der Grenzöffnung real wurden, habe ich mich sofort auf den Weg nach Duderstadt gemacht und dort die Entwicklung am Grenzübergang in Teistungen beobachtet und fotografiert. Die ersten Trabbi´s kamen noch etwas vorsichtig über den Grenzübergang. Auf westdeutschen Seite befand sich ein Rückstau von Autos aus der BRD, die in die DDR einreisen wollten. Sie benötigten ein Visum, mussten Zwangsumtausch für die DDR machen und wurden zur Freude der DDR-Passkontrolleure streng kontrolliert. 

Grenzöffnung zwischen Duderstadt und Worbis (Richtung Westen).

 

Am 9. November war alles relativ ruhig. Aber schon einen Tag später herrschte Ausnahmezustand. Schon am frühen Morgen. Erste Station war meist die Sparkasse, wo das Begrüßungsgeld ausgezahlt wurde. Direkt daneben befand sich ein Plus-Markt, der am Mittag nahezu völlig ausverkauft war.

Ich habe vieles in dieser Zeit dokumentiert: Viele glückliche Gesichte auf beiden Seiten der Grenze. Es war eine wilde Zeit, in der Vieles möglich war, was zuvor und auch danach nicht mehr möglich gewesen wäre. Für die meisten Menschen, die diese Zeit selbst miterlebt haben sind diese Tage unvergesslich geblieben.

Vergessen sollten wir aber nicht, dass die Mauer nicht gefallen ist – sie wurde gefallen! Menschen in der DDR waren die Diktatur und den Schurkenstaat leid und haben sich gemeinsam dagegen gewehrt. Sie haben sich damit ihre Freiheit erstritten. Die korrupten Politiker und staatlichen Stellen hatten keine Wahl, sie mussten die Grenze öffnen und am Ende ihre Ämter räumen.

Ehemaliger Spionageturm und Anlagen auf dem Stöberhai im Südharz.

 

Fotoausstellung in Nordhausen

 

Die Entwicklung rund um den Brocken, habe ich in „Der Brocken – ein freier Berg“ festgehalten. Im Westharz hatten westliche Geheimdienste und Verbündetet die höchsten Berge besetzt. Auch sie sind schon lange Geschichte.

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