Nach Wochen in einer dichten „Nebelsuppe“ tauchten die Hochlagen und auch die mittleren Lagen des Harzes immer wieder aus der Nebeldecke heraus. Für Menschen, die das einmal erlebt haben, ergaben sich grandiose Fernblicke über das Wolkenmeer. Sie entschädigen für die depressiven Wochen innerhalb des dichten Nebels. Es ist wie ein Blick aus dem Flugzeug heraus und macht zumindest mich süchtig nach mehr.
Innerhalb des Nebels bzw. im flachen Land ist es an diesen Tagen oft eiskalt.
Die Sonnentage im Oberharz und Hochharz erreichen dann oft milde und angenehme Temperaturwerte. Manchmal halten sich die dichten Nebel tage- oder auch wochenlang. Sie können sich aber auch innerhalb weniger Stunden und manchmal auch Minuten verändern.
Durch die unterschiedlichen Höhenlagen der Wolkendecke ergeben sich immer wieder spannende topografische Einblicke auf die Höhenlinien des Harzes.
Bisher ist der Winter im Harz ausgefallen. In den Monaten Dezember, Januar und Februar 2020 waren die Temperaturen überdurchschnittlich mild, sodass die Schneekanonen am Wurmberg nicht eingesetzt werden konnten. Auch das Loipenspurfahrzeug des Nationalpark Harz musste in der Garage bleiben. Der Trend für die nächsten 30 Tage deutet auf weiterhin eine schneelose Zeit hin. Ein frostiger Winter bleibt aus.
Wenig Schnee gab es auch in der Vergangenheit immer mal wieder. Aber oft war es dann zumindest kalt und frostig. Die Oberharze Teiche waren dann mit einer dicken Eisschicht bedeckt und war Eislaufen möglich.
Inzwischen häufen sich die milden Winter so sehr, das Wintersport oder Wintervergnügen kaum noch möglich ist. Die Planbarkeit eines Skiurlaubes im Harz gehört der Vergangenheit an.
Den anderen Mittelgebirgen in Deutschland geht es ähnlich. Auch die wichtigen Skigebiete in den Alpen machen sich große Sorgen.
Meine Fotos vom 24. Januar 2020 auf dem Brocken zeigen die Veränderungen.
Der Harz ist trotz allem eine wunderbare Natur- und Kulturlandschaft und hat mehr zu bieten als als Skisport. An erster Stelle ist die frische und saubere Luft zu erwähnen und der Harz als ganzjähriges Wandergebiet.
Die Welterbestädte Goslar oder Quedlinburg sowie die Oberharzer Wasserwirtschaft sind lebendige Fenster in die Geschichte der Region. In der Region Harz gibt es das Nordharzer Städtebundtehater, das Theater Nordhausen oder das Deutsche Theater in Göttingen. Die vielfältige Museumslandschaft zeigt die kulturellen Schätze und Erfindungen der Region.
Mit Ideen und Kreativität könnte ein neuer Aufbruch für die Harzregion entstehen.
Am 3. Dezember 1989 bin ich das erste Mal auf dem Brocken gewesen. Zwischen Ost- und Westdeutschland war die Mauer am 9. November gefallen. Die Grenze hatte ihren Schrecken verloren und war kein Hindernis mehr. Nur der Brocken war auch 3 Wochen nach dem Mauerfall noch Sperrgebiet.
So regte sich Widerstand: Harzer Wanderfreunde riefen zu einem Sternmarsch auf den Brocken und wollten das letzte Symbol der Unfreiheit stürmen. Ich hatte mich in Ilsenburg verabredet, um mich dem Demonstrationszug anzuschließen. Nach dem langen Aufstieg sammelten sich die Menschen vor dem Brockentor und demonstrierten. Als auf der Wetterstation ein Bettlaken mit „Mauer weg“ entrollt wurde, brach Jubel aus.
Brockenöffnung um 12.47 Uhr
Um 12.47 Uhr erreichte die Menschenmenge die symbolträchtige Öffnung des Brockentors. Die Menschen liefen die letzten Meter bis zum Brockenplateau. Sie sangen, tanzten oder bestaunten einfach nur die Aussicht an diesem wunderbaren Tag. Der Sehnsuchtsberg ist seitdem für alle Menschen frei zugänglich. Für alle, die an diesem Tag dort oben gewesen sind, war es ein unvergeßlicher Tag.
Weil an diesem Tag auch das Zentralkomitee und das Politbüro der SED zurück getreten sind, war die Brockenöffnung damals in den Medien nur eine Randnotiz.
30 Jahre später – fast doppelt so alt wie damals – bin ich auf dem Brocken als Zeitzeuge gefragt gewesen. Bisher habe ich Menschen fotografiert, die interessant sind, etwas zu sagen haben oder spannende Geschichten erzählen. Am 3. Dezember 2019 war das umgekehrt.
Gespräch mit Hansjörg Hörseljau im MDR
Ein schönes Gespräch über die historischen Ereignisse, meine Motivation und das Brockenbuch hatte ich mit MDR Moderatorin Beatrice Schwartner:
Ab 5 Uhr morgens hat der MDR live vom Brocken berichtet. Moderatorin Antonia Kaloff habe ich von meinem historischen Tag am 3. Dezember 1989 erzählt.
Gegen 10 Uhr war ich mit einem Fernsehteam von Hallo Niedersachsen an dem Ort auf Spurensuche, an dem sich 1989 die Menschenmenge versammelte, um für die Freigabe des Brocken zu demonstrieren.
Der Beitrag steht deutlich unter dem Sparzwang, dem das öffentlich-rechtliche Fernsehen unterworfen ist. Ein Interview eines Fotografen mit Bildmaterial anderer zu bebildern ist kaum zu überbieten. Dabei schwindet leider auch die Qualität und Glaubwürdigkeit.
30 Jahre Brockenöffnung im „heute journal“
Gegen 14 Uhr war ich dann mit dem ZDF verabredet. Im „heute journal“ vom 3. Dezember ist ein schöner Beitrag zu 30 Jahre Mauerfall am Brocken von Annegret Oster zu sehen. Dort wurden auch 10 meiner historischen Bilder gezeigt.
Erinnerung hinterläßt bei vielen Menschen Spuren. Manchmal verschwinden Details oder sie wird durch Dinge ergänzt, die objektiv nicht geschehen sind.
Meine Fotos, die ich am 3. Dezember 1989 oder später gemacht habe, bleiben so, wie ich sie damals fotografiert habe. Sie sind Dokumente der Zeitgeschichte.
Vieles von dem, was ich fotografiert habe, ist inzwischen verschwunden. Einen schönen Querschnitt über alles, was seit den 70er Jahren rund um den Brocken passiert ist, befindet sich in meinem Brockenbuch „Der Brocken – ein freier Berg“.
Einen grandiosen Aufgang des Ostervollmondes konnte man am Karfreitag im Harz beobachten: Hinter dem Buchberg schob sich der orange leuchtende Mond hervor. Das Naturschauspiel haben viele beobachtet, die sich über fertigen Aufbau des Osterfeuers auf der Bockswieser Höhe in Zellerfeld freuten. In der „blauen Stunde“ war auch der Brocken zu sehen.
Obwohl zwischen Sonnenuntergang und Mondaufgang nur eine Minute lagen, dauerte es fast 15 Minuten, bis der Mond sich am Bruchberg vorbei geschoben hatte.
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